2023-09-15 Rede zum globalen Klimastreik: Die Rechte und das Klima (with english translation)

Die Rechte und Das Klima.
Von neoliberalen Dreckssäcken wie der CDU bis hin zu den Faschisten der AFD, der Klimawandel wird von Rechten oft nicht ernst genommen oder vollständig geleugnet. 
Demzufolge ist der Kampf gegen den Klimawandel auch immer ein Kampf gegen Rechts.
Im Folgenden wollen wir auf die unterschiedlichen Herangehensweisen verschiedener rechter Gruppierungen an den Klimawandel eingehen.
Im größten Bereich des Rechtspopulismus, bei AfD und CDU, gibt es klare Unterschiede im Umgang mit dem Klimawandel: während die AfD diesen trotz überwältigender Beweislast immer noch leugnet, verharmlost die CDU ihn höchstens. Sie spricht von „Meinungen“, wenn es um Fakten geht, spricht von „technischen Lösungen der Zukunft“, wo ein Strukturwandel dringend notwendig wäre. Sie behauptet sogar, Dinge für das Klima tun zu wollen – was dann aber dabei rauskommt ist weit entfernt von den notwendigen Schritten – es sind nicht mehr als halbherzige Tippelschritte, wenn überhaupt. Und nebenbei werden natürlich fleißig weiter Wälder gerodet, Autobahnen gebaut und Kohlegruben erweitert.
Womit wir auch schon bei der Gemeinsamkeit von AfD und CDU sind: Beide stellen prinzipiell Umwelt und Klima hinter Wirtschaftsinteressen und vertreten das Kapital. Ihr höchstes Ziel stellt die Stärkung der „deutschen Wirtschaft“ und die Sicherung von Profiten dar.
Inwiefern die AfD mit ihrer konsequenten Leugnung der Tatsachen angesichts der immer intensiver werdenden Extremwetterlagen erfolgreich sein wird oder ob sie ihre Strategie ändert, bleibt abzuwarten.
Damit reihen sich AfD und CDU prima in die Parteinlandschaft rechts von der Linken in Deutschland ein, sie alle ziehen die Wirtschaft einem konsequenten Klimaschutz vor. Selbst Parteien wie die Grünen beweisen immmer wieder, wie z.B. jüngst mit der Abaggerung Lützeraths, dass sie in Namen von Profit bereitwillig auf Klimaschutz scheißen. Damit machen sie noch einmal deutlich, was auch vorher schon klar war: es kann im Kapitalimus keinen wirklichen Klimaschutz geben, da ein Wirtschaftsystem, was darauf angewiesen ist, dass Unternehmen bzw. Profite stetig wachsen, auf Dauer auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen nicht funktionieren kann. Es ist also zwingend notwendig, dass eine Bewegung, die für Klimagerechtigkeit kämpft, klar Antikapitalstisch ist.
Auch wenn einige rechtsnationalistische Kleinstparteien wie z.B. der Dritte Weg oder Die Heimat (ehemals NPD) zwar Umweltschutz in ihren Programmen stehen haben, sind ihre Ziele diesbzüglich oftmals unzureichend. Außerdem ist zu beobachten, dass rechte Parteien selten von einem Klimawandel sprechen, sondern von Umweltschutz, vermutlich um ihre eigene Wählerschaft nicht zu verschrecken. Demzufolge kann man auch davon ausgehen, dass ihre Beweggründe, dieses Thema in ihre Progamme aufzunehmen, weniger aus einem ernsthaften Interesse an Klima- bzw. Umweltschutz stammen – vielmehr ist es ein Versuch, Wählerstimmen aus der esotherisch-völkischen Szene zu haschen und dementsprechend ernst ist ihr Engament disbezüglich zu nehmen. Selbst wenn sich rechtsnationalistische Kleinstparteien für Umweltschutz einsetzen, hat dieser nichts mit Klimagerechtigkeit zu tun, für die wir hier auf der Straße sind. Der Klimwandel betrifft überproportional stark Länder des globalen Südens und armutsbetroffene Menschen. Dieses Thema ist bei Rechten nicht zu finden, vielmehr setzen sie auf Abschottung der „Heimat“, welche es für sie zu schützen gilt. Dass Emissionen in anderen Ländern sich aber weltweit auswirken und nicht an Landesgrenzen haltmachen, wird hier ignoriert. Die wenigen Rechten, die den Klimawandel als Tatsache anerkennen, begeben sich in die Prepper-Szene und schließen sich somit auf ultimative Weise der Abschottungs-Strategie an. 
Im  Allgemeinen ist aber festzustellen, dass große Teile der Rechten mit der Klimakrise ähnlich umgehen wie mit Corona: der wissenschaftliche Konsens wird geleugnet und mit Trotz, Empörung und Hass auf jegliche Maßnahmen zum Klimaschutz reagiert. Diese werden als „Fassade“ für den „Great Reset“ oder andere verschwörungsideologische Vorstellungen bezeichnet. 
Dadurch, dass sich die CDU nicht nur in Sachen rassisistische Geflüchtetenpolitik, sondern auch beim Klimawandel immer weiter der AfD annähert, wird der gesellschaftliche Diskurs so weit verschoben, dass wissenschaftlich fundierte Aussagen über den katastrophalen Zustand der Welt zur „Meinung“ degradiert und relativiert werden können. 
Die Antwort auf die Klimakrise kann nur eins sein: Ein radikaler Wandel weg vom Kapitalismus und weg von der Abschottung. Der Kampf für Klimagerechtigkeit ist per se auch ein Kampf gegen Rechts. Klimaschutz heißt Antifa!

[English] 2023-09-15 Speech at Global Strike for Climate Justice: The Right and the Climate

Right-wingers/populists and the climate
 
From neo-liberal shitheads like the CDU up to fascists from the AfD, right-wingers don’t take climate change seriously or even deny it completely. Therefore, the fight against climate change is and always will be a fight against the right.
In the following, we will address the different approaches to climate change from the different groups and circles.
In the biggest part of right-wing populism, in particular CDU and AfD, there is a clear difference in the approach on how to deal with climate change:
While the AfD is denying climate change even though there is an overwhelming amount of evidence of its existence and effects, the CDU is at best playing it down. They degrade facts as “opinions” and talk about “technical solutions of the future” even though structural change is urgently needed instead.
They even claim that they want to do something against climate change, but when they do anything, it’s far away from the necessary measures, instead it’s half-hearted mini steps, at most. And simultaneously, they assiduously build new highways, expand coal mines and clear more forests.
So this is the common ground of CDU and AfD: both put economic interests before the fight against climate change and therefore stand for the interests of capital. Their biggest goal is to strengthen the “german economy” and to maximalize profits.
It the AfD with their consistent denial of the facts in the view of extreme weather events, that are becoming more and more intense, is going to be successful or if they will change their strategy, remains to be seen.
CDU and AfD perfectly fit into the political constellation of all partys on the right of “Die Linke”, they all favour economy over consistent climate protection. Even parties like “Die Grünen” prove over and over again that they don’t give a shit about climate protection, such as recently with the destruction of Lützerath. With that they just prove the point again: There cannot be real climate justice within capitalism, an economic system, that depends on infinitely increasing profits and growing companies on a planet with finite resources.
Therefore, it is an absolute necessity to fight for climate justice and against capitalism at once!
Even though some nationalist small parties like “Der Dritte Weg” or “Die Heimat” (previously NPD) have environmental protection measures in their program, their goals are not enough. Besides you can observe right-wing parties only talking about environmental protection instead of a fight against climate change – probably to not scare their own electorate away. 
Therefore, you can assume, that the reason why they add the theme to their program, is not a serious interest for climate- and environmental protection, but more an attempt to get votes from the esoteric-nationalist scene and has nothing to do with climate justice.
Climate change disproportionately affects countries in the global south and poverty-affected people. This aspect of climate change can’t be found in right-winged parties‚ programs, they rather opt for the isolation of “their homeland”, that they want to protect. While doing so, they completely forget, that emissions from individual countries affect the climate worldwide and don’t stop at borders. The few right-winged people, that accept climate change as a fact, sometimes can be counted towards the “prepper-scene” and join the isolation strategy.
Generally speaking, it needs to be identified that huge parts of the right-wing circles deal with the climate crisis similar to the Covid19 pandemic: the scientific consensus gets denied, and they react with defiance, hate and outrage on all measures for climate protection. They call these a “cover-up” for the “Great Reset” or other conspiracy-ideological ideas.
 
Because the CDU is getting closer to the AfD, not only in their racist refugee policy, but also with their reaction to climate change, they shift the social discourse to the right, so that scientifically proven statements over the catastrophic state of our planet can get demoted to “opinions” and relativized.
There can be only one answer on the climate crisis: A radical change away from capitalism and isolation. The fight for climate justice is always a fight against the right.
 
Climate justice means Antifa!

Kritische Auseinandersetzung mit übergriffigen Verhalten in der linken Szene in Leipzig

Der folgende Text soll eine kritische Auseinandersetzung mit übergriffem Verhalten und Sexismus in unserer als auch in anderen Gruppen in der linken Szene sein. Dabei blicken wir äußerst selbstkritisch auf unser eigenes Verhalten im Umgang mit diesen Themen und wollen aber auch solidarische Kritik an anderen Gruppierungen äußern.
Deshalb ist hier auch noch einmal eine TRIGGERWARNUNG angebracht. Es wird sexuell übergriffiges Verhalten, Vergewaltigung und Sexismus thematisiert. Falls ihr euch unwohl fühlt, entfernt euch ggf. mit Freund*innen kurz von der Demo oder sprecht Menschen aus dem Awarenessteam an.

Unsere selbstkritische Auseinandersetzung mit diesen Themen hat begonnen, als wir von Vergewaltigungsvorwürfen hörten, die an eine Person in unserer Gruppe gerichtet waren. Wir erfuhren erst Monate später davon, weil der Täter beschlossen hatte, uns dies zu verheimlichen. Während dieser Zeit war er ein aktives Mitglied innerhalb der Gruppe und zeigte sich nach außen auch offen feministisch.
Nach einem Gespräch, in dem der Täter das Geschehene leugnete, verließ er wütend die Gruppe. Eine wirkliche Aufarbeitung dessen geschah dann in den darauffolgenden Monaten von unserer Seite nicht wirklich. Wir waren von der Situation überfordert und wussten nicht, wie wir mit dem Täter weiterhin umgehen sollten. Wir wollten das Opfer nicht zu Gesprächen drängen und so wenig wie möglich in dem Prozess der Verarbeitung ihres Traumas eingreifen. Die Angst etwas falsch zu machen, hinderte uns daran, überhaupt etwas zu machen. Da viele den Täter auch persönlich sehr gut kannten, war es für uns alle erst einmal ein Schockmoment und seine Reaktion auf die Vorwürfe machte uns sehr wütend. Später versuchten wir sowohl mit dem Opfer als auch mit dem Täter Kontakt aufzunehmen und Aufarbeitungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Doch wir priorisierten dieses Thema viel zu lange nicht und schoben es von einem zum nächsten Plenum, um dieses unangenehme Thema möglichst auszublenden.
Erst seit kurzem haben wir uns wieder intensiver damit beschäftigt und uns mit anderen Gruppen vernetzt, um Aufarbeitungsarbeit und ein reflektierter Umgang mit sexuell übergriffigem Verhalten in politischen Gruppen zu erlernen. Diese selbstkritische Auseinandersetzung und Transparenz sind Teile dieser Aufarbeitung, doch wir sind noch lange nicht am Ziel angekommen.
Obwohl der Täter mitllerweile seine Tat zugibt, ist er weiterhin in politischen Gruppen und anderen Gruppierungen aktiv, wo nicht alle Personen von seinem sexuell übergriffigem Verhalten wissen. Inwiefern er selbst seine Tat aufgearbeitet hat, ist uns bis heute nicht klar.
Rückblickend hätten wir schneller offen und transparent machen sollen, dass sich in unserer Gruppe ein Täter befunden hat. Auch unser persönlicher Umgang war nicht immer richtig und oftmals von Zweifeln und Verdrängung geprägt. Wir versuchen jetzt zu lernen, möglichst frühzeitig übergriffiges und unangebrachtes Verhalten erkennen zu können und im Ernstfall dem Opfer und dem Täter Hilfe anbieten zu können. Sowohl dem Opfer als auch dem Täter sollte die Möglichkeit der Verarbeitung gegeben werden. Hierbei erwähnen wir den Täter auch explizit, da auch individuell die Möglichkeit des Refektierens und der Resozilisation angeboten werden sollte. Voraussetzung hierfür ist aber, dass der Täter sich seines Verhaltens bewusst ist und selbst auch an diesem arbeiten möchte.
Denn wir können uns nie sicher sein, dass solch ein Verhalten nicht noch einmal in unserer Gruppe vorkommt.
Falls Menschen Fragen, Anmerkungen oder Hilfestellungen an uns richten möchten, könnt ihr uns einfach nach der Demo ansprechen oder uns eine E-Mail schreiben. Wir sind für jedes Feedback dankbar!

Wir wollen jedoch auch kurz noch eine solidarische Kritik an andere Gruppen in der linken Szene richten. Durch unsere Auseinandersetzung mit übergriffigem Verhalten und Sexismus haben wir bemerkt, dass auch andere Gruppen immer noch Probleme haben, effektiv solche Taten zu verhindern und aufzuarbeiten.
Vor allem in antifaschistischen Gruppen wird das Thema Feminismus zu selten in den Fokus gerückt. Denn nur weil man antifaschistisch ist, bedeutet das noch lange nicht, dass man feministisch ist. FLINTA-Personen haben es oft schwierig, sich in politischen Gruppen wohl zu fühlen und ernst genommen zu werden. Mackertum und silencing von FLINTAS* sind unserer Meinung nach innerhalb der linken Szene und in politischen Gruppen immer noch vorhanden und müssen bekämpft werden. Dabei ist das nicht nur die Aufgabe von FLINTAS*, sondern auch von allen anderen: nur gemeinsam kann ein safe space für alle und konstruktive politische Arbeit stattfinden. Insbesondere männlich sozialisierte Personen sollten ihre sexistischen Verhaltsmuster hinterfragen und offen kritisch damit umgehen. Awarenesskonzepte und geteilte Care-Arbeit sind dabei essenzielle Bestandteile. Wir appellieren deshalb an alle politischen Gruppen, sich selbst mit diesen Themen vermehrt auseinanderzusetzen und sich zu reflektieren. Auch wir haben noch keinen perfekten Umgang damit gefunden, aber hoffen weiterhin uns stetig dahingehend zu verbessern.

Die nicht fest organisierte linke Szene hat aber in Teilen noch ein großes Problem. Immer wieder hört man von Täter*innen, die aktiv geschützt und verteidigt werden. Opfer werden eingeschüchtert oder ihre Erfahrungen kleingeredet. Das passiert meist innerhalb von festen Freundesgruppen, die den Täter als Freund wahrnehmen und unter allen Umständen beschützten wollen. Nur weil man eine Person sehr gut kennt, heißt das aber nicht, dass er oder sie nicht zu übergriffigem Verhalten fähig wäre.
FLINTA-Personen sind selbst in der linken Szene vor misogynem Verhalten und sexuell übergriffigem Verhalten nicht sicher. Gerade wir müssten doch diese Verhaltensmuster im Keim ersticken und vorleben, wie eine befreite Gesellschaft FLINTAS* unterstützt und emanzipiert. Denn eine befreite Gesellschaft ist erst dann befreit, wenn es alle sind.

Gegen Macker und Sexisten – Fight the Power, Fight the System!
Alerta, alerta, antisexista!

Rede: Antifeminismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit in der Rechten

Triggerwarnung: Im folgenden Text werden unter anderem Gewalt und Übergriffe auf queere Menschen und FLINTAS* thematisiert. Wenn euch diese Themen zu sehr mitnehmen sollten , nehmt euch eure Freund*innen und entfernt euch ggf. kurz von der Demo bis der Beitrag beendet ist. Das Awarenessteam steht zusätzlich auch noch am Rand der Demonstration und kann euch wenn nötig gerne helfen.

Patriarchale Gesellschaftsstrukturen und Queerfeindlichkeit stellen nicht erst seit gestern eine Gefahr für ein freies Leben aller Menschen dar. Sexismus, übergriffiges
Verhalten oder strukturelle Benachteiligung queerer Menschen sind bis heute fester Bestandteil unserer Gesellschaft und waren es besonders in der Vergangenheit.
Dabei spielt rechte Ideologie und rechtes Gedankengut eine herausgehobene Rolle: traditionelle Geschlechterrollen und ein reaktionär, sexistisches Weiblichkeitsideal
wurden schon immer von rechten Akteur*innen bedient und zu Zeit des Nationalsozialismus äußerst streng umgesetzt.
Beispielsweise wurde das sogenannte „Ehrenkreuz der deutschen Mutter“ 1938 eingeführt und zeichnete deutsche Mütter aus, die mehr als 3 Kinder bekommen hatten und somit der Rolle als sogenannte „Reproduktionsmaschine“ gerecht wurden. Die nationalsozialistische Frau war ihrem Mann klar untergestellt und sollte nur ihrer traditionelle Rolle als Hausfrau und Mutter nachkommen.
Mädchen und junge Frauen wurden in „Bund deutscher Mädel“ auf ihre spätere Rolle vorbereitet und mit nationalsozialistischer Ideologie indoktriniert.
Ausgeschlossen waren aber alle, die nicht in das nationalsozialistische Menschenbild passten, also Jüd*innen, PoCs, queere Menschen, Sinti und Roma, Prostituierte
und behinderte Menschen. Alle nicht-deutschen Frauen und queere Menschen hatten keine Ansprüche auf Menschen- oder Grundrechte. Während Abtreibungen in der NS-Zeit mit dem Tod bestraft wurden, waren Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen bei KZ-Häftlingen und osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen keine Seltenheit. Auch Homo- oder Transsexualität durfte im Nationalsozialismus nicht stattfinden und endete in einem Konzentrationslager oder dem Tod.

Die Unterdrückung, Verfolgung und Tötung queerer Menschen im Nationalsozialismus hat bis heute noch enorme Nachwirkungen. Fehlende Aufarbeitung, unveränderte Gesetzestexte und ein traditionell-familiäres Gedankengut sind im deutschen Staat und der Gesellschaft immer noch fest verankert.

Auch heute noch wird mit einem konservativen Familien- und Geschlechterbild vonseiten der Rechten geworben und gegen queeres Leben gehetzt.
Die Mobilmachung gegen Frauen mit Kopftuch oder nicht-binären und trans-Menschen sind weiterhin beliebte Themen von Rechtsextremisten. Das beweist jüngst die AfD mit dem Ausruf des sogenannten „Stolzmonats“ oder der anti-queeren Gesetze in den USA und der queerfeindlichen Hetze des republikanischen Gouverneur Ron DeSantis. Verbote und Erschwerungen in mehreren US-Staaten von geschlechtsangleichende Behandlungen und Hormonbehandungen für Minderjährige mit dem Vorwand „Kinder schützen zu wollen“ werden vermehrt seit diesem Jahr beschlossen. Insbesondere junge Trans-Menschen sind als ultimatives Feinbild der christlich-rechten Fundamentalisten beliebt. Was jedoch nicht mit einer Silbe erwähnt wird: die Verwährung medizinischer und psychologischer Leistungen für queere Menschen gefährden aktiv das Leben dieser. So steigen zum Beispiel die Suizidraten drastisch unter Betroffnen. Das Argument des Schutzes von Kindern und Minderjährigen wird zu oft verwendet, um queere Menschen systematisch zu diskriminieren und queeres Leben zu vertreiben.

In Deutschland ist die AfD als stärkste rechtsextreme Partei bemüht, sexistische und queerfeindliche Hetze zu verbreiten. Der „Stolzmonat“ als Gegenbewegung für den jährlichen Pride Month, Forderungen für das Verbot von gendergerechter Sprache im Bundestag oder das Verbieten des Trages eines Kopftuches als Lehrerin sind nur einige ihrer eckelhaftesten Ideen.
Der AfD ist eine heterosexuelle, traditionelle und deutsche Familie besonders wichtig, was sie durch diverse Wahlkampfplakate und Brandreden deutlich machen will.

International kann man einen queerfeinlichen Trend sowohl von staatlicher als auch gesellschaftlicher Seite beobachten. Rechte Parteien und Organisiationen sind dabei immer die polarisierende Kraft und in Regierungspositionen verantwortlich für queerfeindliche Gesetze.

Rechtsextreme Angriffe auf queere Einrichtung steigen international seit Jahren massiv an und fordern immer mehr Todesopfer. Im Februar 2022 wurde eine 16-jährige trans-jugendliche von zwei 15 Jährigen in einem Park erstochen. Seit ihrem Outing wurde sie zudem gemobbt und auch bedroht. Dass diese Tat nicht vorhergesehen wurde und Schutz seitens der Behörden nicht stattgefunden hat, ist kein Einzelfall. Queere Menschen werden bei Anzeigen oftmals nicht ernstgenommen und alleine gelassen. Staatlichen Behörden ignorieren systematisch queere Menschen in Gefahr und interessieren sich auch nicht für eine effektive Verhinderung von queerfeinlichen Angriffen.
Auch in den USA passieren tagtäglich Angriffe auf queere Personen, die im Schlimmsten Fall mit Toten endet. Ende 2022 greift ein Rechtsextremist den queeren Space „Club Q“ an. Obwohl die Anwesenden im Club sich gegen den Täter wehren und ihn überwältigen können sterben 5 Personen und 25 Weitere werden verletzt. Der Attentäter sitzt jetzt zwar lebenslänglich im Knast, aber wirkungsvolle Gesetzesänderungen, Waffenverbote und die präventive Bekämpfung von queerfeinlicher Terrorismus in den USA bleibt aus.
Obwohl viele argumentieren, dass vor allem in anderen Ländern Queerfeinlichkeit und Antifeminismus ein Problem sind, heißt das nicht, dass in man in Deutschland als queerer Mensch immer willkommen ist. Angriffe auf queere Personen und queerfeinliche Ideologie lassen sich auch bei uns zu häufig beobachten. Die Zahl an Anfeindungen und Angriffen von Faschos auf queere Menschen steigt weiterhin jährlich an und wird immer gewaltvoller. Angriffe auf CSDs oder im Alltag sind keine Seltenheit. In Döbeln wurde beispielsweise letztes Jahr im Vorfeld des CSDs von Faschos Buttersäure auf die Versammlungsfläche verteilt, um somit die Teilnehmenden wegzuekeln.
Terrorismus und Angriffe von Rechtsextremisten auf queere Personen dürfen deshalb nie unbeantwortet bleiben! Der Staat und die Polizei haben und werden uns nie beschützen können und wollen, deshalb ist der radikaler Queerfeminisus die einzige Antwort auf mordende Faschos!

Dass Rechtsextreme Ideologien eng mit Sexistischen Denkweisen verbunden sind, zeigt wie wichtig es ist, gegen beides Vorzugehen und das Problem beim Namen zu nennen. Steigt die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber Rechten, steigt auch die Akzeptanz von diskriminierendem Verhalten gegenüber queeren Menschen und Flintas*. Momente wie in den USA und Georgien zeigen, dass Rechtsextreme Gruppierungen ihre Stimmungsmache nutzen um vermeindlich bürgerliche Menschen für ihr menschenverachtende Agenda zu gewinnen. Diese immer offensiveren Angriffe gegen queere Menschen und die offene Hetze gegen migrantische FLINTA-Personen machen uns wütend! Stonewall und die amerikanische Frauenbewegung haben bewiesen, dass nur ein Gegenangriff und die Verteidigung queerer Spaces Wirkung zeigen. Deshalb dürfen wir nicht aufhören kämpferisch und laut gegen rechte und sexistische Hetze vorzugehen und dem entschlossen entegenzutreten!
Ihr werdet uns niemals kleinkriegen!
Antifa ist immer queerfeministisch und intersektional! Dem Patriachat die Kniescheibe raushauen!

Rede: Kritik an beteiligten Gruppen am 1. Mai

Kritischer Beitrag an den beteiligten Gruppen heute

Und nun wagen wir mal einen Blick in die Gegenwart. Wo ist heute der Kampftag der Arbeiter*innen?

Anstatt sich auf konkrete Ziele zu fokussieren und gemeinsam mit den Arbeiter*innen auf die Straße zu gehen, wurde der jährliche erste Mai in der letzten Zeit in vielen Städten immer mehr zu einem durchinszenierten kommunistischen Aufzug. Die Demonstration am ersten Mai sollte die Forderung nach einer grundlegenden Veränderung der Herrschaftsverhältnisse mit sich tragen und nicht von autoritären Kommunist*innen genutzt werden, um Menschen für ihre ersehnte zentrale Partei zu rekrutieren.

Die heute beteiligten Gruppen, sei es die KO, die FDJ oder der KA, geben vermeintlich einfache Antworten auf die Fragen des modernen Arbeitskampfes. Doch wir fragen euch: Kann man wirklich für die Arbeiter*innen kämpfen, wenn man im gleichen Zug die Rückkehr der DDR fordert, oder den russischen Imperialismus verharmlost?

Wer gemeinsame Sache mit autoritären Staaten macht, sich diese herbeisehnt, oder auf den Aufbau einer Parteidiktatur hinarbeitet, hat aus unserer Sicht nichts mit dem Kampf der Arbeiter*innenklasse zu tun!

Es lässt sich absolut darüber streiten, welche Gesellschaftsform, welche Form des Zusammenlebens, angestrebt wird. Wir werden niemandem sagen, dies sei die richtige Form, oder jene sei viel besser als alle anderen. Im Gegenteil. Wir wollen, dass die emanzipatorische linke vereint steht, und dennoch pluralistische Ansichten hat. Kommunist*innen, Anarchist*innen und alle weiteren vertretenen politischen Strömungen sollten vereint kämpfen, statt sich aufgrund von dogmatischen Ideologien gegeneinander zu stellen. Wir können unser Ziel nicht erreichen, wenn wir uns ständig gegenseitig bekämpfen.

Aber es gibt klare Grenzen! Die linke Bewegung muss endlich anfangen, sich gegen autoritäre Tendenzen zu stellen! Damit ist es natürlich nicht getan, wenn man einmal in einem antiautoritären Block mitläuft. Der Kampf gegen Autoritäten und gegen Vereinnahmung durch autoritäre Gruppen muss sich in jedem Teil des Lebens wiederfinden, ob im Alltag, im Plenum, oder auf der Demo. Wir möchten diesen Anlass nutzen, um euch alle aufzurufen, sich dafür einzusetzen. Wir werden nicht länger hinnehmen, dass unsere Ziele und Kämpfe vereinnahmt werden.

Das Proletariat braucht keine Hierarchie. Kein Kommunismus ohne Anarchie!

Rede: Die (anarchistische) Geschichte des 1. Mai

Die Geschichte des 1. Mais beginnt Ende des 19. Jahrhunderts in den USA. Die Arbeiter*innenbewegung kämpft um die Einführung des 8-Stunden-Tags, die Arbeits- und Lebensbedingungen sind miserabel. Die massenhafte Auswanderung vieler Europäer*innen nach Amerika führt zu niedrigen Löhnen und großer Konkurrenz zwischen den Arbeiter*innen. Chicago als Eisenbahnknotenpunkt und Standort riesiger Schlachthöfe wird zu einem der Hotspots für die Zugewanderten. Viele deutsche Immigrant*innen verbreiten ihre sozialistischen Gedanken in Fabriken und gründen Gewerkschaften, Vereine oder Parteien.

Am 1. Mai 1886 streiken hunderttausende Arbeiter*innen in den USA, aber vor allem in Chicago. Während dieser Streik ohne größere Auseinandersetzungen endete, wurden bei der brutalen Niederschlagung eines Streiks am 3. Mai durch Polizei und Pinkerton-Detektiven zwei Arbeiter getötet. Die darauffolgende Demonstration eskalierte dann weiter: Auf dem Haymarket-Square wird eine Bombe gezündet. Es folgt ein Kugelhagel der Polizei und die Demonstration eskaliert.

Seitens der Polizei sterben 7 Personen, 60 sind verletzt. Im folgenden Prozess soll die Tatsache verschwiegen werden, dass einige der Polizisten durch die Kugeln ihrer Kollegen getroffen wurden. Wie viele Arbeiter*innen erschossen wurden, ist bis heute unbekannt. Der 4. Mai 1886 löste Panik in Amerika aus, Angst vor einem Umsturz oder einem „anarchistischen“ Sturm breitete sich aus. Die Justiz und Staat reagieren mit Verhaftungswellen und Zeitungs- und Versammlungsverboten, oftmals ohne jegliche Haft- oder Durchsuchungsbefehle.

Schließlich werden 8 Anarchisten angeklagt, ohne, dass es genaue Beweise für die Verstrickung in die Bombenlegung am Haymarket gab. Die meisten angeklagten Anarchisten sind in Chicago bekannt und treten offen während Streiks auf. Die Anklage der Justiz zeigt auf, dass diese Prozesse reine Scheinprozesse waren und kein Bezug zu Gerechtigkeit und Fakten gegeben war. Die Alibis der Angeklagten wurden nie widerlegt, 6 der 8 Anarchisten waren nicht einmal am Ort der Bombenzündung.

Am 11.11.1887 folgte dann die Hinrichtung von 4 Anarchisten: August Spies, Adolph Fischer, Georg Engel und Albert Parsons. Beim Begräbniszug versammelten sich circa 200.000 Menschen, innerhalb der internationalen Arbeiter*innenbewegung löste sich eine Welle an Trauer und Wut aus. So beschloss die 2. Internationale bei ihrem Gründungskongress 1889 in Paris, dass der 1. Mai zum Gedenken an die Opfer des Haymarket Riot zum „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ausgerufen wird.

Die anarchistischen Einflüsse und ihre Bedeutung werden bei der Begehung des 1. Mais oftmals ausgelassen. Dabei gäbe es ohne die anarchistische Bewegung und deren erhebliche Beteiligung an Arbeitskämpfen den 1. Mai in dieser Form überhaupt nicht. Nicht nur in Chicago – in der ganzen Welt waren Anarchist*innen und Anarcho-Kommunist*innen erheblich an den Kämpfen der Arbeiter*innenklasse beteiligt. In vielen Orten wurden die Versammlungen und Streiks rund um den Ersten Mai maßgeblich von ihnen mitorganisiert.

Auch in Deutschland wurden ab 1890 Demonstrationen zum 1. Mai abgehalten. Von Beginn an versuchten sozialdemokratische und bürgerliche Kräfte, vor allem in der SPD, die Arbeitskämpfe reformistisch und liberal zu halten. Sie befürchteten, dass zu revolutionäre Ansichten ihre Stellung in konservativen und liberalen Kreisen schwächen würden. Schon früh gingen sie ein Bündnis mit Kapitalist*innen und Rechts-Konservativen ein. Sei es die SPD, die schon im Ersten Weltkrieg versuchte, intern den Frieden zu wahren und gemeinsame Sache mit den Rechten und Kaiserlichen machte, oder später die bürgerlichen Gewerkschaften, die mit den Arbeitgeber*innen zusammenarbeiten.

In den folgenden Jahren entfernt sich der Erste Mai immer weiter davon, ein Kampftag zu sein. Im Nationalsozialismus wird der Tag als „Tag der nationalen Arbeit“ zu einem Feiertag gemacht, begangen von staatlicher Seite mit Paraden und inszenierten Aufmärschen. Mit Arbeitskampf hatte das nichts mehr zu tun. Auch in der DDR werden an dem Tag Paraden und große Aufmärsche abgehalten. Es wurde immer mehr zu einem Feier- statt zu einem Kampftag.

Heute finden am 1. Mai deutschlandweit Kundgebungen und Demonstrationen statt und der 1. Mai wird als Feiertag, dem „Tag der Arbeit“, begangen. Doch mit den revolutionären und aufständigen Arbeiter*innenämpfen des 19. Jahrhunderts hat das nichts mehr zu tun. Gewerkschaften und angeblich linke Parteien versuchen den Tag für sich zu nutzen, um ihre eigene Stellung zu festigen und die Arbeitskämpfe schwach zu halten. Ganz nach dem Motto: Einmal im Jahr, an einem Tag, der ohnehin frei ist, gehen wir auf die Straße, weil wir da nicht stören. Der Erste Mai ist jetzt der „Tag der Arbeit“. Aber für uns ist der 1. Mai ist ein Kampftag und wir werden uns diesen Kampftag nicht nehmen lassen! Es ist der Kampftag der Arbeiter*innenklasse, der zentrale Tag, an dem wir auf die Straße gehen und international für unsere Forderungen kämpfen!

Die Herrschenden und deren Verbündete in den Parlamenten, die versuchen, uns diesen Tag zu nehmen, werden niemals einen Kampf führen, der ihre Macht und Kontrolle einschränkt. Machen wir den Ersten Mai wieder zu einem Tag, vor dem sich die Arbeitgeber*innen und die Reichen fürchten!

Rede: Erfahrungsbericht Abtreibungen in Deutschland

Triggerwarnung: Schmerzmittel/ Medikamentenmissbrauch, Schwangerschaftsabbruch, Drogen- und Alkoholkonsum. Erbrechen und Beschreibung von Blutungen

Ich hab abgetrieben. Es war scheiße, unfassbar schmerzhaft und die Hölle für mich. Und nicht nur wegen der körperlichen Schmerzen würde ich die Zeit so beschreiben, sondern auch aufgrund der psychischen Aspekte und Torturen die mir dadurch begegnet sind. Denn „einfach mal so abtreiben“ ist doch gar nicht so einfach.
Ich und mein Freund sind dem Gespräch lange ausgewichen oder haben es mit dem gutmütigen Satz „ich bin auch einfach nicht schwanger“ abgewimmelt. Uns so sitzen wir beim Asiaten um die Ecke, Hand in Hand, ich mit der Morgenübelkeit und 4 Tage überfällig und er mit einer heiden Angst; besser gesagt wir beide hatten scheiße Angst.
Ich fühle von Tag zu Tag mehr wie sich mein Körper verändert und spüre mittlerweile, dass ich schwanger bin. Als wir dann die Bestätigung von einem viel zu teuren Stück Plastik ablesen konnten , bricht dich Angst aus. In mir zieht sich alles zusammen, weil ich realisiere, dass sich ab jetzt mein Leben komplett verändern kann, ich fühle mich verantwortungslos mir selber gegenüber, weil ich so wenig aufgepasst hab und schuldig dem herranwachsenden Leben in meinem Körper gegenüber weil ich es nicht beschützen konnte vor meinen eigenen Willkür. Denn ich habe konsumiert, gesoffen bis zum get no und das ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ich nicht alleine sein könnte.
Die darauf folgenden Tage sind nebelig in meiner Erinnerung, ich weiß nur, dass ich viel vorhatte worauf ich mich auch freute, es aber kaum aus dem bett schaffte. Eines Nachts liege ich mit Mütze, Schal und Pulli im Bett, habe schmerzen und Schüttelfrost. Aus Angst rufe ich den Kassenärztlichen Notdienst an um zu fragen ob das normal ist, aber statt Hilfe und aufbauende Worte zu bekommen werde ich gefragt ob ich überhaupt weiß, was da in meinem Körper passiert und ob ich mich damit mal auseinandergesetzt hätte. Ich bin den Tränen nahe und lege schließlich unwissend wieder auf.
Tage später kann ich mich schließlich dazu aufraffen eine Gynäkologin anzurufen – ich habe Angst vor Ärtz:innen weil ich schon sehr unschöne Erfahrungen mit ihnen gemacht habe und sie mir gerade in Notsituationen nicht wirklich geholfen haben sondern mir im Gegenteil mutwillig geschadet haben.
Am Telefon sage ich meinen Namen und dass ich vermute schwanger zu sein, mir wird direkt euphorisch gratuliert und als ich das nicht so ganz erwidere, versteht die Arzthelferin auf der anderen Seite, dass es mir wahrscheinlich nicht so gut damit geht. Sie gibt mir einen Termin und 4 Tage später sehe ich einen kleinen schwammigen grauen Punkt auf einem Ultraschallbild, was mir sagen soll, dass ich wirklich schwanger bin.
Meine Ärztin versucht mir den Prozess zu erklären, wann und wie ich welche Medikamente nehmen soll, zu welchen Terminen ich muss und sonst was. Ich höre kaum zu, nicke nur stumm vor mich hin, unterzeichne irgendwas was sie mir vor die Nase hält und am Tresen werden mir Termine für ein paar tage später gegeben. Wie paralysiert verlassen wir die Praxis, mein Freund durfte beim Ultraschal und co. nicht dabei sein, ich versuche zu erklären was sei mir erklärt hat, aber scheitere kläglich; der Schock sitzt noch zu tief.
In Deutschland müssen Menschen die eine Schwangerschaft abbrechen wollen, 4 tage vor der ersten Pille ein Beratungsgespräch bei einer anerkannten Beratungsstelle machen. Ich telefoniere also eine lange Liste ab, ein paar Namen und Institutionen lasse ich aus. Sie klingen mir zu kirchlich oder eso und ich habe Angst, dass ich mir von irgendwem erzählen lassen muss, dass die Schwangerschaft ein Geschenk Gottes sei und Abtreiben eine Sünde ist und dass, ich Hilfe bekommen könnte, wenn ich sie bräuchte.Ich habe aber letztendlich eine Stelle gefunden, die noch einen passenden Termin frei hatten. Im Nachhinein muss ich sagen das ich da wirklich sehr Glück hatte. Wir sitzen in einem gemütlichen Raum und die Frau vor mir sagt uns, dass ich ich den Schein auch einfach so bekomme und ihr auch überhaupt nichts sagen muss, wenn ich das nicht will. Sie fände Bürokratie auch total kacke und hält es für diskriminierend, dass so etwas Voraussetzung für einen Abbruch ist. Ich fühle mich direkt aufgehoben und gehört bei ihr. Wir beschließen mit ihr zu reden und nach eineinhalb stunden Gespräch halten wir fest, dass ich mir unsicher bin, ob ich den Abbruch will und dass ich die Termine 4 tage später vorerst absage.
Dazu kommt es aber nicht, außerdem gibt es Probleme mit meiner Krankenkasse die mir keine funktionierende Chipkarte zukommen lassen will, also gehe ich zu einer ihrer Stellen, erkläre mein Problem und werde prompt mit einer Person konfrontiert die mir Partout keinen Behandlungsschein für eine Abtreibung ausstellen will, ich bin emotional komplett am Ende. Mache aber solange Stress bis mir eine andere Person diesen Schein ausstellt und fahre damit zu meiner Ärztin, nehme dort eine unscheinbare Pille und gehe wieder. Recht unspektakulär bis dahin und schmerzfrei denke ich mir, da weiß ich aber noch nicht, was mir da noch blüht.
2 tage später werde ich mit dem Auto in die Praxis gefahren weil ich danach so dizzelig werde und ich weder Fahrrad noch Öffentliche fahren sollte bis nach hause. Diesmal nehme ich 3 Tabletten, aber keine die für gynäkologische Zwecke in Deutschland überhaupt zugelassen sind. Es sind eigentlich Magentabletten, die aber als unangenehme Nebenwirkung verursachen, dass sich der Uterus weitet und starke Blutungen einsetzten und quasi „alles raus geschwemmt wird“, dass sei aber meine einzige Chance abzutreiben,erklärt mir meine Ärztin. Denn eine Operation kam für mich null in frage durch meine Angst vor Krankenhäusern und Ärzt:innen.
Ich musste vor dem Termin schon Starke Schmerzmittel nehmen und dadurch, dass ich sonst nie Schmerzmittel nahm, haute diese Dosis mich eiskalt aus dem Leben, ich werde ohnmächtig auf der Rückbank des Autos und wache erst wieder vor meiner Haustür auf. Ich schleppe mich unter den schlimmsten schmerzen meines Lebens in meine Wohnung und kotze mir erst einmal die Seele aus dem Leib. Ich heule und schreie vor Schmerzen, kann kaum liegen und schlafe schließlich ein. Die nächsten Tage verbringe ich zwischen Bett und Bad mit Kotzen, Schmerzensschreien und viel viel Medikamenten.
Ich bin Frustriert von allem und jedem, dann beschließe ich mein sehr vernachlässigtes Sozialleben wiederzubeleben und treffe mich mit einigen Freund:innen. Das Thema überwiegt aber, ich kann kaum grade sitzen ohne Schmerzen zu haben, bin mir aber zu fein immer noch mehr Medikamente zu nehmen und halte die Schmerzen stattdessen einfach aus.
Normalerweise bluten Menschen nach dem Abbruch maximal 10 bis 12 tage wird mir gesagt. Wenn es mehr sind kann es ein Blutgerinnsel oder derartiges sein und ich soll ins Krankenhaus fahren, eine Horrorvorstellung für mich.
Aber als ich nach 19 Tagen immer noch blute mit Schmerzen und fieber- ähnlichen Symptomen rufe ich mal wieder den kassenärztlichen Notdienst an, diesmal hab ich mehr Glück und mir wird gesagt, dass ich umgehend ins Krankenhaus soll. Also humpeln mein Freund und ich zur Bahn und ins Krankenhaus, dort muss ich erst mal 300 Euro hinterlegen, weil ich keine gültige und funktionieren Chipkarte vorweisen kann. Dann warten wir 3 stunden und als ich dann nur alleine in den Behandlungsraum darf, werde ich dort vor die Entscheidung gestellt, ob ich mich jetzt direkt operieren lasse oder einfach aushalte weil es ja irgendwann schon weggehen würde. Ich habe fünf Minuten Zeit und darf mich auch nicht mit meinem Freund darüber beraten.
Unverrichteter Dinge verlassen wir das Krankenhaus wieder, zu groß ist meine Angst vor Operationen.
Nach 24 Tagen höre ich dann schließlich auf zu bluten, habe aber weiterhin Schmerzen, die dann aber bei meiner nächsten Menstruation aufhören.
Bis heute fühlt es sich surreal an, was mir im laufe dieses Prozesses alles begegnet ist, die 300 Euro vom Krankenhaus bekam ich irgendwann wieder und wir waren noch ein zweites mal bei der Beratungsstelle für ein Gespräch.

Und jetzt sind wir an einer stelle im Text wo platz für Forderungen wäre. Beispielsweise zu sagen, dass dieser Prozess entwürdigend, diskriminierend und hürdenreich ist. Denn es ist eine unfassbare Frechheit das unser Kranken- und Sozialsystem so mit Menschen umgeht. Ich bin auch kein Einzelfall es geht unfassbar vielen Menschen so. Und es gibt auch Menschen die sich keine schwangerschaftstests leisten können, geschweige denn Verhütung. Und ich war so finanziel aufgestellt das ich mir es leisten konnte einfach mal so fix 300€ für das Krankenhaus vorzustrecken ohne mir Gedanken darüber zu machen ob ich am Ende des Monats mir noch essen leisten kann. Anderen geht es nicht so.

Macht Schwangerschafts Abbrüche endlich legal. Macht diskriminierende Beratungsgespräche endlich nicht mehr zur Pflicht.
Schwangerschaftsabbrüche dürfen kein Tabu sein!
Sie sind die Realität vieler Menschen
Keine Sünde, kein Verbrechen, kein Tabu.
Sondern medizinische Grundversorgung!

Miethaie trockenlegen – Gentrifizierung entgegentreten

Im Rahmen unserer zweiten intersektionalen Kiezdemo zum Thema Gentrifizierung haben wir einen ausführlichen Text zu dem Thema verfasst. Darin thematisieren wir den Prozess der Gentrifizierung mit besonderem Fokus auf den Leipziger Westen, sowie mit einigen wichtigen Akteuren der Immobilienbranche.

Gentrifizierung ist per Definition die „Aufwertung eines Stadtteils durch dessen Sanierung oder Umbau mit der Folge, dass die dort ansässige Bevölkerung durch wohlhabendere Bevölkerungsschichten verdrängt wird“. Mit anderen Worten, die Anwohner*innen, die ein Viertel prägen und es mitgestalten, werden durch jene – meist aus einkommensstärkeren Gruppen kommenden – verdrängt, die das Viertel „hip“ finden. Dadurch zerstören sie den Charakter des Viertels und den Grund, weshalb sie überhaupt dort hin ziehen.

Was bedeutet das nun in der Realität?
Gentrifizierung drückt sich in den Vierteln auf unterschiedlichste Weisen aus. Im allgemeinen läuft sie in mehreren Phasen ab. Zunächst entwickelt sich ein Kiez durch die Menschen die dort leben, sie führen kulturelle Projekte durch, betreiben Kneipen und kleinere Läden und bauen gemeinsam ihr Viertel nach ihren Vorstellungen auf. Meist drückt sich das durch einen höheren Anteil an Kultur
und Begegnungsstätten aus. Die Läden im Kiez werden von Bewohner*innen betrieben und von Bewohner*innen genutzt. Jedes Viertel hat einen ganz eigenen Charakter, der sich beispielsweise auch durch Straßenkunst und eine alternative Szene ausdrücken kann.

In der zweiten Phase beginnen Menschen aus einkommensstärkeren Schichten sich für das Viertel zu interessieren, da sie von dessen individuellen Charakter angezogen werden. Es bildet sich ein stärkerer Zuzug. Immobilienmakler*innen und Spekulant*innen bemerken diesen Prozess und wittern großen Profit durch die reicheren Menschen. Es wird vermehrt in das Viertel investiert, Häuser und Grundstücke werden von Zugezogenen und Makler*innen aufgekauft. Durch die stark steigende Nachfrage beginnen auch die Preise für Immobilien und Grundstücke zu steigen, im gleichen Zug steigen auch die Mieten. Bereits hier beginnt die Verdrängung der ursprünglichen Einwohner*innen, schlicht und einfach, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten können.

Mit der Zeit beginnt dann die dritte Phase einzusetzen. Mit den steigenden Mieten und Preisen können sich die bereits angesprochenen Geschäfte von Einwohner*innen nicht mehr halten, kleine Geschäfte und Läden müssen schließen und werden durch Marktketten und profitablere, von reicheren Menschen geführte Geschäfte ersetzt. Das Viertel wird immer stärker modernisiert und umgewandelt. Das kann sich auf unzählige Arten zeigen – doch jede davon steigert im Endeffekt
die Attraktivität des Viertels für Reiche und die durchschnittlichen Mieten. Neue Häuser werden gebaut, alte Häuser abgerissen oder saniert und modernisiert, Kulturzentren, die nicht auf Profit ausgelegt sind, müssen schließen, an die stelle der Kiezkneipe kommt ein C&A, die Brache, auf der Konzerte und Treffen stattfinden konnten, wird zu einem Einkaufszentrum. Das gesamte Viertel wird auf den Kopf gestellt. Die Ursprünglichen Bewohner*innen werden verdrängt, rausgeschmissen oder ziehen aus, weil sie sich die Mieten nicht mehr leisten können, oder weil sie
nicht ertragen können, wie das Viertel, das sie selbst geprägt haben, immer mehr zu einem Reichenviertel wird. Der Charme des Viertels, der Grund, warum immer mehr Menschen zugezogen waren, wurde durch ebendiese zerstört.

In der vierten Phase wird die Gentrifizierung abgeschlossen, das Gebiet dient Spekulant*innen als sichere Kapitalanlage und generiert massiven Profit für diese. Immer einkommensstärkere Gruppen ziehen ein.
Vom ursprünglichen Kiez ist nichts mehr erhalten. Die Graffitis sind weg, eine Bullenwache steht da, wo früher der Wagenplatz war, das Viertel gilt jetzt als „sicher“ und „modern“. Ein steriler Ort für die Reichen, wo sie sich wohlfühlen können und sich abgeschottet von Kultur und der ärmeren Bevölkerung in den Tempeln des Kapitals ihrem Konsumwahn hingeben können.

In Leipzig findet sich das Phänomen der Gentrifizierung in nahezu jedem Viertel wieder.
Um zunächst mit ein paar Statistiken um uns zu werfen:
Von 2013-2023 ist die Bevölkerung in Leipzig um ca. 100.000 Einwohner*innen gewachsen – eine Steigerung um fast 20%.
Im gleichen Zeitraum stiegen die sog. Angebotsmieten – also die Miete die man zahlt wenn man neu in eine Wohnung einzieht – um fast 50% (!), von ca. 5€/qm auf 7.5€/qm.
Auch die sog. Bestandsmieten – die Miete die man zahlt wenn man bereits in einer Wohnung wohnt stieg um über 20%, von ca. 5€/qm auf 6.5€/qm.
Am heftigsten betroffen davon war Plagwitz, einer der Gründe, weshalb unsere Demonstration durch den Leipziger Westen ziehen wird. Dort stiegen die Bestandsmieten um satte 49%! In etwa doppelt so stark wie im Rest von Leipzig.
In einfache Worte gefasst: In den vergangenen Jahren wurden die Mieten in Plagwitz um die Hälfte erhöht. Zahlte man Beispielsweise 2013 noch 500€ Miete pro Monat, sind es dieses Jahr schon 750€.
Wie soll man sich das bitte leisten können?
Diese enorme Preissteigerung ist die direkte Folge der massiven Gentrifizierung, die in den letzten Jahren besonders den Leipziger Westen betraf.

Im folgenden wollen wir auf einige Projekte genauer eingehen, die in den vergangenen Jahren dort durchgeführt wurden oder aktuell noch in Planung sind. Dabei befassen wir uns auch mit einem der bekanntesten Akteure der Immobilienwirtschaft: Christoph Gröner und die CG-Gruppe.

Die CG-Gruppe wurde im Jahr 1995 als Immobiliengesellschaft von Christoph Gröner gegründet. Diese beschäftigt sich vor allem mit der Sanierung von Altbauten sowie dem Neubau, insbesondere Mietwohnungen und Wohnviertel. 2020 ging die CG-Gruppe an die „Consus Real Estate“ über, welche wiederum zu über 90% im Besitz der „Adler Group“ ist. Christoph Gröner legte seinen Vorstandsvorsitz ab, blieb aber natürlich im Immobiliengeschäft und übernahm den Posten des Geschäftsführers der „Gröner Group“, welche er schon Jahre zuvor gegründet hatte sowie der „CG-Elementum“. Er verkaufte seine restlichen Anteile an der CG-Gruppe und erhielt mit diesem Deal 17 sog. Entwicklungsprojekte, also große Bauprojekte, in Leipzig bspw. die „Plagwitzer Höfe“.
Alleine in Leipzig sind nach Schätzungen ca. 20% der Neubauten von der CG-Gruppe bzw. der Gröner Group. Doch sie bauen nicht nur einzelne Häuser, oder sanieren Altbauten. Besonders spezialisiert ist die CG-Gruppe auf moderne Stadtquartiere. Diese sollen eine moderne Form des Wohnens sein, möglichst autarke, moderne Luxuswohnungen, mit teuren Geschäften dazwischen. Besucht man diese Quartiere, oder schaut sich die Konzepte näher an, so wird einem klar, dass sie keine alternative Form des gemeinsamen Lebens sein sollen. Im Gegenteil, Orte der Individualität,
der Kultur und der Gesellschaft verschwinden, an ihre Stelle kommen anonyme und sterile Luxusbauten, grau-weiße, saubere Straßenzüge, dazwischen ein Biomarkt. Von Alternativität und Kultur fehlt jede Spur. Das sollen Orte sein, in denen Reiche unter sich sein können, der Großteil der Gesellschaft kann sich die Mieten dort ohnehin nicht leisten, selbst wenn Menschen dort gerne wohnen wollen.
Wenn den Plänen der Immobilienwirtschaft und des Kapitals jemand im Weg ist, beispielsweise kulturelle Zentren, besetzte Häuser oder ein Wagenplatz, so werden die Grundstücke und Immobilien aufgekauft und – unabhängig davon, welchen kulturellen Wert diese für das Viertel bieten oder wie viele Menschen dort leben, verdrängt. Sind die Menschen dort widerständig und widersetzen sich den Interessen des Kapitals, so werden die bewaffneten Armeen des Kapitalismus – die Polizei – geschickt und mit Gewalt geräumt.
In all dem zeigt sich nicht nur das Verlangen nach immer mehr Profit, welches quasi jede*n Immobilienmakler*in, jede*n Spekulant*in und jede*n Investor*in begleitet, sondern auch die Lebensfeindliche, kapitalistische und konservative Grundhaltung, die diese verfolgen.Das ganze sieht man auch am Beispiel Christoph Gröner. Dieser gibt sich mittlerweile aus PR-Gründen als „nachhaltig“, umweltfreundlich“ und „sozial“. Kann man es als sozial bezeichnen, wenn man Steuern in Millionenhöhe hinterzieht und damit einfach Formuliert, der Gesellschaft massiv Geld stiehlt? Geld, das in Kindergärten, besseren ÖPNV, oder Krankenhäuser investiert
werden könnte?
Im Jahr 2018 musste sich Christoph Gröner deshalb vor dem Amtsgericht Leipzig verantworten. In mehreren Fällen sei „ein Gesamtschaden im unteren sechsstelligen Bereich entstanden“. Aber natürlich – immerhin ist er reich – wurde das Verfahren unter der Auflage eingestellt, dass er den Betrag innerhalb von sechs Monaten zurückzahlt. Mit anderen Worten: Er hat versucht, die Gesellschaft um mehrere Millionen Euro zu betrügen, erhält aber dafür keine Strafe, solange er das
Geld zurückzahlt.

In Interviews mit ihm scheint immer wieder seine menschenverachtende neoliberale Ideologie durch, die weit über reines Profitinteresse hinausgeht. Er verfolgt dabei die, tief im Kapitalismus verankerte sozialchauvinistische Ansicht, dass jede und jeder sich ein gutes Leben verdienen kann – wenn sie nur hart genug arbeiten und sich genug Mühe geben. Dass das totaler Quatsch ist müssen wir an dieser Stelle nicht weiter ausführen. Dieser Mythos „vom Tellerwäscher zum Millionär“ und die Vorstellung der Chancengleichheit, stehen in einem Grundlegenden Widerspruch zum System des Kapitalismus. In diesem herrscht das Gegenteil von Chancengleichheit oder anderen Traumvorstellungen. Wer Glück und reiche Eltern hatte, wird selbst reich. Wer kein alter weißer cis-Mann ist, hat von Grund auf deutlich schlechtere Chancen in diesem Land, sei es bei der Jobsuche, bei der Wohnungssuche, oder wo auch immer. Wer diese Kriterien nicht erfüllt, hat
automatisch schlechtere Chancen. Strukturelle Diskriminierung von nahezu allen anderen Gruppen der Gesellschaft – manche sind mehr, manche weniger betroffen – ist tief im System verankert. Der Mythos der Chancengleichheit und weitere Märchen, die uns Kapitalist*innen wie Gröner auftischen, dienen nur einem Zweck – sie sollen die Menschen kontrollierbar machen und sie scheinbar zufrieden machen. Von klein auf wird uns eingetrichtert, dass wir in unserem späteren Leben einen Job brauchen, möglichst mit Karriereaussicht, um möglichst viel Geld zu machen und
uns dem Konsum hingeben zu können.
Die meisten Menschen sehen also eine Chance, uns wird ein Ziel vorgesetzt, was viele ohne es zu hinterfragen annehmen, eine Chance aufzusteigen und auch ein „gutes Leben“ zu führen, wie diejenigen, die Schuld daran sind dass wir es nicht können. All jene, die sich dem System fügen und es befolgen, werden von Firmen wie Christoph Gröner mit besonders modernen Wohnungen belohnt, natürlich nicht, ohne sie dadurch mit unverschämt teuren Mieten trotzdem auszubeuten.

Wer sich dem System widersetzt, besetzte Häuser, Wagenplätze, was auch immer es sein mag, sind den Immobilienhaien also nicht nur aus dem rein praktischen Grund im Weg (sie blockieren Raum, um teure Mieten zu kassieren), sondern sie widersprechen auch grundlegend den Regeln des Kapitalismus und kämpfen gegen die menschenverachtende Ideologie und dieses System an. Sie zeigen, dass es ein schönes Leben geben kann, ein Leben abseits des Kapitalismus, abseits von Gier
und Profit. Würden sich unsere Utopien ausbreiten, wäre in dieser Welt kein Platz mehr für Menschen wie Christoph Gröner und die gesamte Branche der Immobilienwirtschaft.

Es ist nur die logische Folge, dass die Spekulant*innen und Makler*innen auch nach politischer Macht verlangen, um genau das zu verhindern. Sie biedern sich neoliberalen und konservativen Parteien an und nehmen deutliche Einfluss auf die Politik, um gute Bedingungen für den eigenen Profit zu schaffen. Alleine im Jahr 2020 erhielt die rechtskonservative CDU insgesamt 1.250.000€ (1.25 Millionen) aus der Immobilienbranche – 800.000€ davon kamen von Christoph Gröner. Auch die AfD erhielt in den vergangenen Jahren hunderttausende Euro aus der Immobilienwirtschaft.
Die Immobilienmakler*innen und Miethaie geben vor, Häuser und Wohnungen für alle zu bauen und behaupten, ihre Maßnahmen der Sanierung der Städte würden der Gesellschaft nutzen. Doch in Wahrheit machen sie all das nur für ihren eigenen Profit.Die Stadtteile im Leipziger Westen sind extrem beliebte Wohnorte für Zugezogene. Auch hier steigen deshalb die Mieten und es werden immer mehr Eigentums- und Luxuswohnungen gebaut oder saniert. Der oftmals schlechte Zustand von einfachen Mietwohnungen wird durch Renovierungen und Aufkauf durch große Immobilienfirmen zwar verbessert, nur können viele Bewohner*innen dann nicht mehr die gestiegenen Mietkosten bezahlen. Menschen, die schon ihr ganzes Leben in Lindenau und Plagwitz sind, können es sich plötzlich nicht mehr leisten, in ihrem Stadtteil zu leben.
In Lindenau lag der durchschnittliche Mietpreis 2020 bei 8,07€ pro m², 2023 schon bei 8,82€. In Plagwitz zeichnet sich noch eine drastischere Entwicklung ab: von 7,94€ pro m² stieg der Mietpreis innerhalb der letzten drei Jahre auf 9,17€. Das bedeutet eine Mietpreissteigerung in Lindenau von 9,3% und in Plagwitz von satten 15,5%, nur in den letzten drei Jahren. Diese unverhältnismäßige Preissteigerung hängt vor allem mit dem Aufkauf von Wohnhäusern durch Immobilienhaie zusammen, die die Wohnungen dann renovieren und deutlich teurer weiter vermieten oder zu Eigentumswohnungen umwandeln. Selbst Mietwohnungen, die noch nicht aufgekauft wurden, erfahren Mieterhöhungen. Durch den gestiegenen Mietpreisspiegel und eine hohe Nachfrage werden die Mieten trotzdem erhöht, obwohl keine Verbesserung innerhalb der Wohnungen stattfindet.

Durch die Gentrifizierung des Leipziger Westens werden damit nicht nur ihre Bewohner*innen vertrieben, sondern die lokalen Kulturstätten und Läden müssen abwandern oder gehen pleite. Obwohl die Karl-Heine-Straße in Leipzig für ihr vielfältiges Angebot an Kultureinrichtungen und für eine tolle Atmosphäre steht, hat sich das in den letzten Jahren durch die Gentrifizierung stark verändert. Stattdessen prägt jetzt ein Überangebot von ähnlichen Restaurants die Straße und das Straßenbild vereinheitlicht sich immer mehr. Da immer weniger Menschen sich im Leipziger Westen die Mieten leisten können, sinkt auch die Anzahl an Kund*innen und Spaziergänger*innen, die früher das abwechslungsreiche Stadtteilbild geprägt haben. Die Karl-Heine wirkt heute weniger wie eine belebte Straße voller Kunst und Kultur, sondern eher wie eine Restaurantmeile. Dieser Verlust an Begegnungsstätten und kulturellen Einrichtungen ist eine direkte Auswirkung der Gentrifizierung und der steigenden Mieten.

Mit dem Projekt “Plagwitzer Höfe” der Gröner Group und CG-Elementum wird seit 2007 Plagwitz weiter verschandelt. Unter der Überschrift “vielfältige und nachhaltige Stadtteilentwicklung” baut und saniert Christoph Gröner mit seinen Unternehmen ein riesiges Gebiet von Wohnungs- und Gewerbeflächen. Die asphaltierten Parkplätze und Einkaufsläden sind aber deutlich weniger nachhaltig als auf der Website steht. Die früheren Räume, die unter anderem einen beliebten Club beherbergten, sind jetzt Einkaufsläden, die es schon mehr als genügend in Plagwitz und Kleinzschocher gibt. Die Wohnkomplexe der Gröner Group werden die Mieten weiter nach oben treiben und das Stadtteilbild verunstalten.

Doch was dagegen tun? Nach jahrelangem Appell an die Stadt Leipzig hat sich endlich was getan. Die Stadt Leipzig hat im Juli 2020 sogenannte “soziale Erhaltungsgebiete” eingeführt. Dabei sollen bestimmte Gebiete und Stadtteile, die von besonders hoch steigenden Mieten betroffen sind, geschützt werden. Der “Soziale Erhaltungssatz” soll Sanierungen verhindern, die höhere Sanierungsstandards, bauliche Änderungen, Nutzungsänderungen oder Rückbauvorhaben vorsehen. Dafür muss dann eine extra Genehmigung der Stadt vorliegen. Die Sanierung von Wohnungen soll sonst den Mindeststandardanforderungen entsprechen, um die dort lebenden Menschen nicht durch zu hohe Mieten zu vertreiben. Auch hat die Stadt in diesen “sozialen Erhaltungsgebieten” das Vorkaufsrecht von Wohngebäuden. Seit 2020 sind Lindenau, Alt- Lindenau und 4 weitere Gebiete Teil dieser “sozialen Erhaltungsgebiete“. Im letztem Jahr wurden auch noch Plagwitz und Kleinzschocher hinzugefügt.
Doch dieser “soziale Erhaltungssatz” funktioniert leider nicht so gut wie gedacht. Die Stadt Leipzig nutzt zum einen ihr Vorkaufsrecht wegen zu wenig finanzieller Mittel viel zu selten und zum anderen ist die Überwachung und Kontrolle von Verstößen gegen die Genehmigungsauflagen extrem mangelhaft. Die Genehmigungsverfahren greifen außerdem nur bei Sanierungen von Wohnungen, sind also bei Neubauten absolut irrelevant.
Ein weiterer Mechanismus zur Regulierung des Mietpreises ist die Mietpreisbremse, die im Juli 2022 in Leipzig und Dresden in Kraft trat. Dabei darf die Miete zu Beginn eines neuen Mietverhältnisses den Mietpreisspiegel höchstens um 10% übersteigen. Doch auch dieser Beschluss hat bisher im Leipziger Westen noch keine große Wirkung gezeigt. Zusätzlich gilt die Bremse erst einmal nur bis 2025 und schon bestehende Mietverhältnisse sind davon ausgenommen.

Der Fall United Capital RE zeigt das skrupellose Geschäftsmodell vieler Immobilienfirmen. Die Firma kaufte mehrere Wohnungen, auch einige in den “sozialen Erhaltungsgebieten”, und wandelt diese dann in kleinere WGs um. Zum Teil soll der Geschäftsführer als Einzelperson die Wohnungen aufgekauft haben und durch den Vorwand des Eigenbedarfs, Entschädigungszahlungen oder Tauschwohnungen die Mieter rausgeschmissen haben. Nach baulichen Veränderungen und Sanierungen werden die einzelnen Zimmer als WGs mit separaten Mietverträgen vermietet. Oftmals liegt die Miete dann plötzlich bei 10-14€ pro m². Diese Veränderung des Grundrisses und der Sanierung ist in „sozialen Erhaltungsgebieten” ohne Genehmigung unzulässig. Jedoch wurde dem Unternehmen bisher nur einmal ein Verstoß nachgewiesen. Bewohner*innen dieser Häuser melden aber schon seit langem Verstöße durch das Unternehmen. Der Geschäftsführer Sven Schwarze und der ehem. Geschäftsführer Kevin Rader von United Capital sind wohl in mehreren Fällen die Eigentümer dieser Wohnungen.

Doch trotz all dieser Probleme gibt es auch noch Menschen im Leipziger Westen, die dagegen ankämpfen. Ob die Karl-Helga am Bürgerbahnhof, die vielen Syndikatshäuser oder Bürgerinitiativen und Organisationen, sie versuchen Lindenau und Plagwitz wieder zu ihrem alten Charme zu verhelfen und die Haie der Immobilienbranche zu skandalisieren und gegen sie anzukämpfen.
Gegen all diese Missstände und Probleme muss etwas getan werden. Das kann eben zum einen mit gemeinsamen Wohnprojekten, Syndikatshäusern oder Wagenplätzen passieren, zum anderen durch eine solidarische und gut vernetzte Nachbarschaftsgemeinschaft, die sich gegenseitig helfen und unterstützen kann.

Wir dürfen uns unsere Stadtteile nicht nehmen lassen, denn wir sind der Grund, warum sie leben!
Gegen Gentrifizierung in Lindenau, Plagwitz und überall!
18 Uhr | Lindenauer Markt

Miethaie trockenlegen!

Alles wird immer teurer. Lebensmittel, Strom, Gas. Als wäre das noch nicht genug, steigen auch noch die Mieten immer weiter. Menschen werden aus ihren Wohnungen geschmissen, weil es für profitgeile Immobilien-Spekulanten mehr Geld einbringt, wenn sie leer stehen oder sie so noch teurer vermietet werden können. Währenddessen müssen Hunderte auf Leipzigs Straßen leben.

Immobilienkonzerne bauen immer mehr neue Wohnungen und Häuser, die sich nur die Reichen leisten können und treiben die Mieten in die Höhe. Die CG Gruppe von Christoph Gröner ist eines der Zugpferde der Gentrifizierung in Leipzig – besonders zeigt sich das im Leipziger Westen. U. a. soll hier ein alternativer Wagenplatz einem Neubau weichen, und ein Park mit Radweg und Skateanlage soll plattgemacht werden für ein riesiges Hotel.

Am 29. April gehen wir daher gemeinsam gegen Gentrifizierung und Leerstand auf die Straße!
29.04. | 18 Uhr | Lindenauer Markt

Wohnraum für alle – sonst gibt’s Krawalle! Nieder mit der CG Gruppe!

Reflexion unseres Blocks beim Global Strike am 3. März 2023

Am 3. März fand auch in Leipzig eine Großdemonstration anlässlich des Global Strikes von Fridays for Future statt. Wie schon beim letzten Klimastreik beteiligten wir uns an diesem und organisierten mit anderen Gruppen einen kämpferischen Block. Wir möchten im Folgenden ein paar Punkte reflektieren, die uns aufgefallen sind.

Dieses Jahr schlossen sich etwa 400 bis 500 Menschen dem kämpferischen Block an, insgesamt beteiligten sich über 6.000 Menschen am Klimastreik. Während die Demonstration um den Ring zog, stellte sich leider heraus, dass unser Fronttranspi nicht lang genug war, was dazu führte, dass im Verlauf der Demo mehrere Transpis vorne getragen wurden.

Dadurch änderte sich stetig die Breite unseres Blockes, was dazu führte, dass es teilweise zu Durcheinander kam. Dennoch waren an sich genug Transpis vorhanden, um zumindest im vorderen Teil einen relativ stabilen Block zu bilden.

Leider wurden die Transparente jedoch zeitweise sehr tief getragen, weshalb wir alle Menschen bitten wollten, wenn ihr Transpis tragt, tragt sie hoch! (Mensch soll ja lesen können, was drauf steht ;)

Ein offensichtliches Problem bei der Demo waren die massiv angekarrten Cops (für eine FFF-Demonstration!), die während der gesamten Runde um den Ring rechts und links unseren Block begleiteten und bis auf wenige Pausen dauerhaft filmten und Portrait-Fotos machten, unter dem Vorwand, dass ja Menschen vermummt seien.

Es ist nicht nur empörend, dass eine FFP2-Maske (Corona ist noch immer da) und eine Mütze, zur kalten Jahreszeit, schon als Vermummung ausgelegt werden, zudem schüchtern sie (potentielle) Teilnehmende unseres Blockes damit massiv ein und tragen dazu bei, dass in der Öffentlichkeit und der bürgerlichen Presse (radikaler) Klimaschutz automatisch als schlecht wahrgenommen wird.

Wir verurteilen es außerdem extrem, dass die Cops nach der Demo zahlreiche Menschen quer durch die Innenstadt gejagt haben, um sie wegen angeblicher Vermummung Maßnahmen zu unterziehen. Deshalb appellieren wir an euch, sich im Vorhinein zu überlegen, wie mensch an- und abreist. Bereitet euch auch auf mögliche Repression vor.

Trotz alledem sind wir sehr erfreut über die hohe Teilnahme an unserem Block und hoffen, beim nächsten Klimastreik auch wieder dabei sein zu können.

Die Föderation Klassenkämpferischer Organisationen

Die FKO besteht aus den Organisationen und Gruppen der Internationalen Jugend, Young Struggle, Zora und dem Frauenkollektiv. Auch die IJ, FKO und weitere „rote“ Gruppen nahmen am Global Strike teil. Wie schon beim vergangenen Klimastreik am 26. September 2022 wollten sich diese dem kämpferischen Block anschließen.

Hierbei ist wichtig anzumerken, dass wir damit ausdrücklich nicht alle kommunistischen Gruppen ansprechen wollen. Uns sind jedoch mehrmals insbesondere die Internationale Jugend und die Föderation Klassenkämpferischer Organisationen im Zusammenhang mit dem Klimastreik negativ aufgefallen.

Die Gruppe von 20 bis 30 Personen (mehrheitlich geprägt von IJ- und FKO-Mitgliedern) wurde dann beim Start der Demo von unseren Ordner*innen aufgehalten und darum gebeten, dass sie ihre Orgafahnen runternehmen, damit sie mit uns weiterlaufen können.

Hintergrund dabei ist der Klimastreik im letzten Jahr, bei dem wir im Vorhinein kommuniziert haben, dass wir keinerlei Fahnen von Nationen, Organisation oder Ähnlichem in unserem Block haben wollen. Dies haben die IJ und weitere Gruppen aktiv ignoriert. Zusätzlich kam es mehrfach zu Intifadasprüchen. Dieses Verhalten lehnen sowohl wir als auch Fridays for Future Leipzig mit Nachdruck ab.

Deshalb haben wir bei diesem Global Strike die Internationale Jugend nicht in unseren Block eingeladen und als sie sich anschließen wollten, explizit gefordert, zumindest ihre Fahnen und Transparente mit Gruppenlogos herunterzunehmen. Dabei kam es zu einer kurzen verbalen Auseinandersetzung zwischen unseren Ordner*innen und den Teilnehmer*innen im Block der IJ und der FKO.

Nachdem diese dann ihre Fahnen und Transpis runternahmen, und sie kurze Zeit später wieder herausgeholt wurden, war der kämpferische Block schon losgelaufen und sie reihten sich dann in den Gewerkschaftsblock mit ein. Im späteren Verlauf der Demonstration überholten sie den Gewerkschaftsblock und schlossen sich unserem an.

Während die Demonstration lief, kam es zu einem weiteren Gespräch zwischen einem Mitglied der IJ und einer unserer Ordner*innen. Dabei wurde ersichtlich, dass es keine Bereitschaft und auch kein Verständnis dafür gab, Organisationsfahnen auf unsere Bitte hin nicht zu zeigen.

Außerdem wurde von Seiten der IJ kommuniziert, dass Intifadasprüche zukünftig nicht mehr beim Klimastreik gerufen oder mitgesprochen werden sollen. Dabei wurde aber auch erwähnt, dass diese trotzdem weiterhin auf anderen Veranstaltungen benutzt werden können.

Daran erkennt man, dass es hier lediglich darum ging, zukünftig beim Global Strike als Organisationen auftreten zu können und dabei eine möglichst gute Wirkung nach außen zu haben.

Anstatt sich im Allgemeinen mit diesem Thema auseinanderzusetzen, nachdem bereits beim Klimastreik am 26. September Kritik geäußert wurde, hat man einen internen „Kompromiss“ geschlossen, das Thema selbst jedoch nicht reflektiert.

Gleichwohl, ob Intifadasprüche in unserem Block gerufen werden oder nicht, wollen wir keinen Organisationen oder Gruppen eine Plattform geben, die der Auffassung sind, Intifadasprüche zu rufen sei super und ihre Selbstinszenierung wichtiger finden als das allgemeine Ziel der Demonstration.

Folglich distanzieren wir uns von diesen Gruppen und möchten weder, dass sie an von uns organisierten Demonstrationen noch an unseren Blöcken teilnehmen.

Auch von unserer Seite aus lief dabei nicht alles optimal. Wir haben diesbezüglich im vorhinein nicht ausreichend mit der IJ und der FKO kommuniziert.

Das lag unter anderem daran, dass derselbe Konflikt bereits beim vergangenen Global Strike aufgetreten ist und wir unsere Position dort klar gemacht hatten. Nichtsdestotrotz sind wir uns bewusst, dass es eine bessere Kommunikation hätte geben müssen und wir werden versuchen, das in Zukunft zu verbessern.