Redebeitrag von Antifaschistische Aktion Gera (04.06.2022 und 15.08.2022)

Wen rufst du?

Wen rufst du, wenn Nazis wieder morden? Wenn du durchsucht und beschmutzt wirst, denn sie tragen einen Orden oder eine Marke, die sagt „Ich darf das“. Die dich aufhalten, obwohl du einfach Spaß hast oder weil du nicht ins deutsche Bild passt.

Wen rufst du, wenn du abends durch die Straßen gehst, angehalten vom Blaulicht dastehst, voller Angst, was dir jetzt bevorsteht, weil deine Hautfarbe anders aussieht?

Und wen rufst du, wenn sie in deine Wohnung kommen und du dich ausziehen musst, denn sie sind getrieben von der Lust, dich zu demütigen und zu unterdrücken. Deine Hände auf dem Rücken, ein Knie auf deinem Hals. Kannst dich kaum wehren und trotzdem knallt’s.

Stille, für einen kurzen Augenblick – und danach passiert den Mörder*innen nichts, denn wer schleppt sie schon bis vor Gericht? Und überhaupt: sind sie erst einmal da, sagen Kamerad*innen als Zeug*innen aus, das ist doch klar. Es war Notwehr und Widerstand gegen das Gesetz und seine ausführende Kraft, also echt was hast du dir bloß dabei gedacht?

Wen rufst du, wenn dich die Polizei in Haft anzündet und es im ganzen Land keinen Aufruhr entfacht?

Wen rufst du, wenn dein Genossi*  mit einem Sack über dem Kopf in einem Einsatzwagen liegt und leidet, während sich der Kabelbinder in die Hände schneidet? Und das nur, weil ihr für euer Recht auf der Straße steht, voller Tatendrang ganz vorne mitgeht, weil euch etwas bewegt und ihr voller Hoffnung in die Zukunft seht.

Du wirst still, weil dir kein Mensch mehr glaubt, außer die, die den Scheiß selbst schon durch haben. Und tief unter deiner Haut sitzen die Narben, die sie dir allein zugefügt haben.

Du trägst keine Schuld. Doch so langsam verlierst du die Geduld. Denn „Gesetzestreue lohnt sich nicht“, zurück bekommst du nur einen Schlag ins Gesicht. Und überhaupt: was regst du dich so auf, denkst du echt, dein Wort hat Gewicht?

Ja das hat es. Bring es auf die Straße, du bist nicht allein, du bist nicht so klein und so schwach wie du denkst. Wir kämpfen hier gemeinsam. Hier ist niemand einsam und muss es auch nicht sein. Also los, komm mit in die ersten Reihen, schrie deinen Hass und deine Wut heraus und wir stimmen mit ein. Gegen Polizeistaat, Gewalt und das System. Ja, manchmal wird es auch ein bisschen unbequem, denn sie fühlen sich bedroht und sehen uns als Problem.

Doch irgendwann wird die Gerechtigkeit siegen und die Solidarität macht sich breit im ganzen Land. Also lass dich bitte nicht verbiegen, ich reich dir solange meine Hand, wir rufen „ Hass Hass Hass wie noch nie – all cops are targets, ACAT“; und wir fahren gemeinsam für unsere Rufe ein und stehen morgen wieder hier, doch zusammen und nicht allein.

Wen rufst du, wenn die Polizei wieder Munition und Waffen klaut und einen NSU 2.0 in Chatgruppen aufbaut und dir sagen will: „Es war ein Einzelfall“. Aber nein, es heißt Widerstand, überall !

Wir stehen hier zusammen, in unseren Herzen lodern Flammen, doch wir sind nicht alle, viele sind noch immer gefangen. 129a, so stehen sie auf einmal da und nehmen dich mit und buchten dich ein wegen 2 Hämmern, Perücken und einem „Darfschein“. Freiheit für Lina, Jo, Dy und alle anderen, die zu Unrecht in den Knast einwanderten.

Und die Mörder*innen laufen weiter draußen rum, ohne Konsequenz kommen sie davon.

163 Anzeigen wegen Polizeigewalt, bis jetzt 157 davon fallengelassen, denn es hat nie geknallt zum G20. Zumindest nicht vonseiten der Polizei. Wer das noch glaubt, hat echt nicht gerallt, was schief läuft im Land und auf der ganzen Welt.

Wen rufst du, wenn Polizisten wieder töten, riefen wir in Weimar und bekamen als Antwort „den Bestatter“ von einem Polizist zu hören, der neben uns lief und uns auf die Pelle rückte, weil es ihm nicht gefiel, dass wir seinen Kameraden einen Vergewaltiger nannten. Bitte sei still und hört endlich auf. Legt die Waffen nieder, sonst gehen noch mehr Menschen drauf, beim Versuch ihr normales Leben zu leben.

Eigentlich waren wir doch noch die gleichen bis eben. Wir haben Träume, wünsche und Ideen für das Leben und nein du darfst da auch nicht weiter zusehen als ein*e Polizist*in, die an das Gute glaubt und in ihrer Freizeit auch mal ´nen Fascho verhaut.

Solange ihr zu uns schaut auf der Demo und die Nazis vor uns schützt, seid ihr nicht besser als die, die Häuser anzünden aus mir unerklärlichen Gründen. Kein Freund und Helfer, das ist Illusion, ihr seid das pure Böse in einer Institution. Sicherlich stecken auch noch Menschen hinter der Uniform, aber die Menschlichkeit habt ihr verloren als ihr den Berufsweg einschlugt und euch gegen uns stelltet. Ihr kämpft nicht für Gerechtigkeit, sondern für Eigentum, Landesgrenzen und Geld. Wer am meisten bietet, dem gehorcht ihr. Habt eure Seele verraten und die Menschheit gleich mit, doch daran denkst du nicht mehr, wenn du auf ´nen Menschen eintrittst. George Floyd, Robble Warsame, Amad Ahma, Achidi john, Yaya Jabbi, Laye-Alama Conde, William Tonou, Hussam Fadl, Matiullah J. und Oury Jalloh, das war Mord! Widerstand an jedem Ort !